22. Oktober 2007

Palm trees, sea birds and a butterfly


Amerika ist ja jetzt nicht ganz so klein. Deshalb ist die angegebene Entfernung vor Ausflügen auch nicht in Meilen, sondern in Stunden. Das Ziel des letzten Wochenendes lag fünfeinhalb Stunden entfernt – South Padre Island und Mexiko. Padre Island ist eine 70 Meilen lange Insel, die entlang der Küste von Corpus Christi bis and die mexikanische Grenze reicht.


Auf dem Weg in den Süden sind wir vorbei an vielen Palmen und glücklichen Kühen gefahren, die Burger King dann zu Country Musik mitten im Niemandsland serviert, immer genau so viel zu schnell, dass die Sheriffs noch mal beide Augen zudrücken.

Samstag morgen, 11 Uhr, erst mal einen Platz zum Frühstücken finden: Pfannkuchen, Eier, Matschwurst, Toast und Reiberdatschiverschnitt – alles auf einem Teller. Dazu einen selber gemixxerten Kaba aus der Dose mit extra viel Haut obendrauf....ganz so wie ich’s mag. Gut das schon mal hinter mich gebracht. Danach einen Freund von Cruz getroffen, der auf einmal mitten im Erzählen wegläuft, um die Ecke biegt, und mit einem Schmetterling in den Händen wiederkommt um diesen dann in irgendwas auf dem Rücksitz seines Autos zu verstauen. Mal abgesehen davon, dass Schmetterlinge aufspießen ein ziemlich brutales Hobby ist...wie hat der ohne Kescher nur mit seinen Händen den Schmetterling gekriegt? Bei mir flattern die immer davon.
Später hab ich dann auch noch was gefangen, in einem „Antiquitätengeschäft“. In mitten einer Wahnsinnssammlung vieler Beatles- und Elvisschallplatten, hab ich in der schrottigen CD-Abteilung eine New Kids on the Block CD von 1986 entdeckt und gekauft. Wahnsinn! Wie konnten nur alle 12-jährigen Mädels auf den fiesen 80ies Sound abgehen. Noch dazu, wo die Jungs auf dem Cover die Sonne in ihren Zahnspangen reflektieren lassen.

Umso näher South Padre Island, umso höher die Biker-Dichte. Ok, am selben Wochenende auf eine idyllische Insel zu fahren, die ein Biker-Fest beherbergt ist jetzt vielleicht nicht die beste Idee. Aber es war so schön mit dem Auto über den Sand zu fahren, in der Heckklappe zu sitzen, das Meer zu sehen, rein zu hüpfen und die verrückten Möwen in der Luft zu füttern.



Das nächste Hotel war dann ganze fünf Minuten Fußmarsch von der mexikanischen Grenze entfernt. So gegen Mitternacht passierten wir dann die Brücke nach Mexiko. Hier feiern hauptsächlich "underaged" Amerikaner (kleiner als 21) und man kann den einen oder anderen halbnackten Hintern wackeln sehen. Um nicht zu sagen, ich hab noch nie an einem Abend so oft an sexuelle Handlungen denken müssen. Wenn man(n) Bock auf was junges und billiges hat, da war für jeden was dabei. Also hallo – jetzt weiß ich was ein ordentlicher Buuuuudyshake ist.

(Der Fotograf hatte schon ein bis viele Bier und konnte trotz mehrmaliger Versuche einfach nicht mehr still halten)

Am Sonntag auf dem Weg zu einem neuen Frühstücksplatz die Entscheidung getroffen, woanders noch mal über den Fluss nach Mexiko zu gehen, diesmal für Lunch. Tags wird da dann nicht geshaked, sondern verhandelt. Während des Mittagessens hab ich dann den schlechtesten Liveattrappenplaybackkeyboardspieler aller Zeiten gehört und gesehen. Wie konnte der nur die ganze Zeit seine Finger so fies nicht mit der Melodie mitbewegen? Das muss der heimlich üben.



Auf dem Weg nach Austin noch Stopp an einer der modernen, hässlichen Kirchen gemacht, die voll populär sein soll (hab leider noch nicht gelesen warum) und um nicht eines der wichtigsten Football Games der Saison zu verpassen in ner Sportsbar eingekehrt. Und die Cowboys, die trotzdem das beste Team der Welt sind, wurden voll abgezockt.





(Mitten aus dem Nichts kommt einem ein überbeleuchtetes Etwas entgegen - eine Raffinerie mit Weihnachtsbaumbeleuchtung)


Bevor ich jetzt mehr über Longhorns und Armadillos schreibe, muss ich erst mal schlafen, weil ab morgen muss die Praktikantin immer hübsch in die Arbeit kommen und da passen Augenringe einfach nicht. Das Lotterleben ist vorbei – Tuning ist angesagt.

8. Oktober 2007

Im September - Teil 2

...oder ein nasser Bespaßungstag in Sea World San Antonio.

Abgemacht war, dass ich 8 Uhr mit nem heißen, schwarzen Kaffee Dave abhole. Da er immer zu spät ist, hab ich vorsichtshalber mal getrödelt. Bevor ich die akademische viertel Stunde zu spät losgefahren bin, angerufen, er noch am Schlafen und muss noch was fertig arbeiten. Ok, Umweg gefahren, Kaffee und süßes amerikanisches Frühstück geholt, dabei Telefonnummer von Frisör im Drive-Thru bekommen und wegen stark verspäteter Abfahrtszeit noch ein Nickerchen auf Daves Sessel gemacht. Auf dem Weg nach San Antonio einen Stop im Büro eingelegt, aber dann echt, der schon vor vier Wochen erwartete Ausflug kreuzt die Startlinie.

Erst die Badge, dann die Map, vorbei an amerikanisch-überladener Halloweendeko zum Wasserstreichelzoo. Vor dem Streicheln muss sich der Besucher überwinden, einen glitschigen vom Tod und Öl erstarrten Fisch am Schwanz zu packen und 5 bis 6 Inches über dem Wasser zu halten um den geruchlosen Meeressäuger anzulocken und ihm in den Schlund fallen zu lassen. Vor lauter Technik dann nicht das Anfassen an der richtigen Körperpartie vergessen. Das mit dem glitschigen Opfer war pfui-daifi, aber Flipper-touchen war echt gut.


Nach dem Besuch eines riesigen Hai-Aquariums, kann der durstige Besucher auf dem Weg zu den magenbewegenden Rollercoastern Budweiser-Bier ‚testen’ oder eben zwei Bier auf Kosten des Hauses trinken und weil wir ja alles machen mussten, na ja... Dann standen meine neuen Lieblingswale, die Belugas, auf dem Programm. Abwechselnd haben sie mit gut dressierten Delfinen und farbenfrohen Turmspringern einen guten Job gemacht. Damit endet mein Tag in trockenen Hosen.

Nach der ersten Wildwasserbahn mit der Garantie klitschnass auszusteigen, stand der Entschluss fest, dem Star von Sea World aus nächster Nähe und somit in der „Splash Zone“ beizuwohnen. Bevor Shamu seinen großen Auftritt hat, werden die Zuschauer gewarnt, nicht nur nass oder klitschnass, nein, nasser als nass, zu werden. Haha, hab ich gedacht, is klar, wird schon nicht so schlimm. Da kannte ich aber auch noch nicht die Shamu-Spritztechnik oder besser gesagt den Wasser-mit-der-Flosse-Hebel. Also der kann das echt ganz gut einen mit Salzwasser einreiben!! Bin dann auch nicht mehr getrocknet an dem Tag. Obwohl Rollercoaster fahren in Texas ja so ein bischen wie im Trockner sitzen ist: Es ist heiß und windig und man wird rumgeschleudert.


(Beweis: Plitschnass noch angeschnallt im Boot)

(Shamuuuuuu!)
Vor der Shamu Show, wurden dann noch alle Army-Mitglieder, sowie deren Familien und Freunde gegrüßt, steht doch mal auf, dass wir euch feiern können. Man, man, man, ich geh auch zur Army...die versprechen mir, dass ich dann ein Held werde. Cool ein Held zu sein und wenn ich mich gut benehme, darf ich auch zu Sea World fahren und mich beklatschen und bespaßen lassen.

So ist der Tag dann mit vielen rasanten Fahrten und der Suche nach dem schrottigsten Souvenirartikel ins Land gezogen. Nach Einbruch der Dunkelheit hab ich dann auch meinem ersten Haunted Place besuchen dürfen. In diesem Fall war es ein Haunted Forrest. Die lieben das vor Halloween. Hab in Austin auch schon ein paar entdeckt. Verrückt, wie es so populär werden kann, sich an verschiedenen Orten erschrecken zu lassen. Ich war jedenfalls so gegruselt, dass ich mit denen immer geredet hab. Dave hat sich so laut darüber kaputt gelacht, dass wir noch mehr gruselige College-Studenten an der Backe kleben hatten.


(Muss hier viele Menschen ohne festgewachsene Gliedmaßen geben)


Ich hab meinen Lachflash dann im Auto auf der Rückfahrt bekommen. Puh, hat das im Auto auf einmal nach „Weed“ gerochen. Mal nach zehn Kiffern in einem kleinen Raum ohne Fenster. Nachdem ich das mitgeteilt hatte, meint Dave ernsthaft, nö, das war ein totes Stinktier. Ich wieder, nein, hier riechts nach „Weed“. Erst jetzt kapiert er, was ich meine, lacht sich halb kaputt und meinte, da müsse ich aber richtig gutes Dope gerochen haben. Weil richtig gutes Dope, riecht nach totes Stinktier, deshalb auch als ‚skunk weed’ bekannt – wieder was gelernt.

6. Oktober 2007

Im September - Teil 1


Ja ok, mein Leben hier hat sich in letzter Zeit etwas exzentrisch entwickelt. Jetzt bin ich nicht mal mehr zum Essen und Schlafen daheim, eher nur noch um zu schlafen. Und was war mal wieder Schuld an allem? Eine Party!

Genauer gesagt die Bye-Bye-Party einer Kollegin aus dem Call Center – Angie. Nachdem die Abschiedspartylocation um 10 pm dicht gemacht hat, ist der feierfreudige Rest noch Downtown gefahren. Hätte ich da geahnt was auf mich zu kommt, ich hätte glaub nicht gesagt ich fahr... In der ersten Kneipe ist ein Kollege schon an der Bar fast eingeschlafen, bis wir ihn an der Frischen Luft in einen Stuhl gesetzt haben und er ihn Ruhe ein Nickerchen machen konnte. Dass er nicht mehr alleine in die nächste Bar gehen konnte, muss ich wohl nicht festhalten. Dafür hat sich dann Sorgenkind Nummer eins, des Abend, ins Rampenlicht gestellt. Er wollte schon nicht den Tresen der ersten Bar los lassen, gut haben wir ihn noch ein wenig spielen lassen und ich ihn dann später rausgeholt. Auf dem Weg nach draußen hat er schon angefangen rumzustressen. War echt unglaubwürdig was so ein paar Bier aus einem sonst so anständigen Kerl machen können. Na gut, kaum in Bar Nummer zwei, war er auf einmal verschwunden. Puh, war ich froh als er sein Telefon abgenommen hat, aber er lallte nur noch auf englisch, obwohl ich ihm gesagt hab, dass wir auch deutsch reden können. Ausgebüchsten wieder eingefangen, wurde er dann wegen nicht-mehr-grade-aus-laufen-könnens raus komplementiert. Auch gut, er hatte ja mittlerweile einen Babysitter an seiner Seite. Was hilft am besten gegen Absturz? Genau – Pizza...also er ne Pizza bekommen. War leider zu spät. Den agro Teil lass ich jetzt mal aus und komm zu dem Teil, wo ich versuche seine Adresse aus ihm raus zu bekommen um ihn Heim zu bringen. Und wo wohnt er? Five! Aha, is klar! Ja gut, nö, dann bring ich Dich mal zu five….ok sein Portemonnaie geklaut und sein Handy, blöd nirgends wo die Adresse. Da hab ich’s noch mal mit fragen versucht...Ganz schlechte Idee. Auf einmal hat er mir gesagt, dass er mich hasst und er nicht mehr mit fahren will, weil ich so fies bin. Ja stimmt, da hat er dann in seinem Auto schlafen müssen und sein Babysitter ist die ganze Nacht bei ihm geblieben. Das war nett, Männer müssen in solchen Situationen eben zusammenhalten, auch wenn sie sich in anderen Situationen eigentlich nicht kennen. Der nächste Tag brachte ihm nicht viel mehr Glück...schlechtes Gewissen, Fahrer suchen um Auto zu bekommen, Auto weg, Abschleppplatz finden, keinen Pass dabei haben um Auto zu befreien, viele Dollars bezahlen und die ganze Zeit dabei wie zu viel getrunken fühlen. Das war dann auch mein Samstag.

Am Sonntag wurde dann der Grundstein für den Football-Sonntag gelegt. Wichtigste Regel: Die Kerle mit dem blauen Stern auf dem Helm, müssen den Ball bekommen und rennen und weil sie da drin echt gut sind, find auch ich, dass die Cowboys das beste Team der Welt sind. Zum Football schauen kann man natürlich auch Kickern, Pool spielen, ein Schwätzchen halten, jede Menge Chicken Wings essen oder einfach nur ausflippen, weil’s so gut läuft.

Zwischendurch mal wieder bei Karaoke gewesen, zu viel getrunken, deswegen nur ein Lied gesungen und einen neuen Sport getestet: Broomball. Kurz: Eishockey auf Turnschuhen mit Minimedizinball und komischen Schlägern. That was fun! Als Lord Helmchen durfte ich natürlich nicht meine Cap tragen…irgendein böser Mensch hat das gleich zu seinem Vorteil genutzt und meine Cap zu seiner gemacht - das war vielleicht traurig.


Zeit mal wieder was zu sehen, diesmal mit Cruz. Mount Bonell, Austins höchster Platz mit Wahnsinnsaussicht auf Downtown und Villen, die auf gleicher Höhe wie das Wasser des Colorado Rivers sind.

Cruz ist einer meiner Arbeitskollegen und mittlerweile mein bester Freund in diesem wunderbaren Abenteuer. Deswegen kenn ich jetzt auch ein paar ‚Gangsta’ und das ist wirklich manchmal zu süß, nur das mit dem Gangsta-Englisch-Verständnis muss ich noch üben. Wie können die nur in der selben Gegend aufwachsen und so fiesen Slang reden? Dafür lern ich jetzt, wie man am besten möglichst viele Fuckin’s in einem Satz optimal strukturiert unterbringt.



Jetzt wo das Wetter noch mal alles gibt, muss natürlich jeder freie Tag ausgenutzt werden. Also was kann es besseres geben als auf einem riesen Fluss Kanu zu fahren und freie superknuffige Turtels beim Sonnenbaden zu stören?

(die haben mir nicht geglaubt, dass ich schwimmen kann)

Und beim dritten Anlauf hat’s dann geklappt – die Bats sind rausgeflattert! Die kleinen schwarzen Punkte sind nicht Dreck auf der Linse, sondern die Säuger:

Nun ein paar Worte zu meinen täglichen Albträumen – Motorradfahrer ohne Helm!!!! Ist das bekloppt oder was?



Zuerst dachte ich immer, das muss ne Luftspiegelung oder ein defekt meines synaptischen Gehirnflusses sein. Nööööö, es ist voll erlaubt ohne Helm zu fahren. Hab auch schon einen Daddy kennen gelernt der ein dickes Loch im Kopf hatte und seit dem einen Helm trägt. Also diese Texaner....für mich ein bisschen zu viel Freiheitsgefühl. Aber na gut, so bekomm ich jeden Tag meinen extra Adrenalinstoß.

Ganz bald mehr über Shamu und seine Freunde und die Erkenntnis, dass richtig gutes Dope wie totes Stinktier riecht.