27. April 2008

Go!

Während der Flug Frankfurt - Singapur durchaus entspannt und ruhig war, wurden auf dem Weg von München nach Frankfurt meine Wissenslücken im Bereich Wirtschaft aufgedeckt. Auf den Weg hat mir der Country Manager Germany einer komplizierten Versicherungsgesellschaft folgendes mitgegeben: 'Sie sollten die Financial Times lesen, dass kann dann auch wirklich spannend sein, wenn man mal drin ist' - is klar!?! Zum Abschied hat er aber milde Worte gefunden, seine Tochter würde sich da auch nicht viel besser auskennen - da hab ich ja nochmal Glück gehabt und ab jetzt brav den Wirtschaftsteil lesen.

6:30 am - Singapur Ortszeit. Zur Begrüßung wurde erst mal mein Gepäck durchgescannt. Nachdem Geld- und Telefonproblem gelöst waren, erst mal ein Kaffee oder Koya.

Da hätte ich schon merken müssen, dass sich das mit dem Essen hier etwas komplizierter gestalten würde. Wenigstens beim Wasser kann man nix falsch machen, hoffe ich zumindest mal.

Wegen Zeitüberflusses, statt Taxi den ÖPNV mit allem Gepäck bestiegen. Am Flughafen noch ok, aber umso zentraler umso voller der Zug. Das es beim Aussteigen mit dem ganzen Gepäck Probleme geben könnte, hab ich einfach nicht bedacht. Nach kleiner Wanderung endlich am Zielort angekommen, gabs erst mal einen Zwangsaufenthalt mit den Security-Guys bis mein Zimmerschlüssel kam.

Jetzt wohn ich im 15. Stock eines uralten Condomiums. Ich schätze das könnte der Grund dafür sein, warum es in meinem Bad von der Decke tropft und die Küche auch mehr so zum Auswärtsessen einlädt. Statt duschen und schlafen, Putzmittel kaufen und einsetzen. Mit Dauerlüften ist der Mief der Vorhänge, die bestimmt seit der Erbauung keine Waschmaschine mehr gesehen haben, halbwegs zu überriechen. Ansonsten gibts einen schönen Pool und das Haus ist sehr gut gelegen. Und ganz bestimmt funktioniert nach freundlichem Nachfragen am Montag, dann auch mal mein warmes Wasser.

Samstag morgen, erfrischt durch reichhaltig kaltes Wasser, zu Fuß nach Little India. Schließlich hat man in der Schule gelernt, dass man eine Stadt nur kennen lernen kann, wenn man sie erläuft. Hört sich so ganz schlau an, aber ist zu heiß und zu schwül hier. Vor Ampelübergängen wartet man im nächstgelegenen Schatten auf grün oder hat einen immerschattenspendenden Regeschirm in der Hand.

Buddha streicheln bringt Glück

Jetzt muss ich erst mal im Reiseführer nachschaun wie die Moschee heißt - moment - aha: Sultan Mosque. Weil der Aufseher durch eine asiatische Schülergruppe etwas verwirrt war, durfte ich ein paar Minuten in die Gebetshalle. Bis ihm wieder eingefallen ist, dass das den Männern vorbehalten ist - der Teppich war eh zu kratzig unter den nackigen Füßen.


Aus dem Gebetshallenseitenflur hat man einen wunderschönen Ausblick auf ein bisl deutsche Heimat:

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Als schlechter Touri hab ich erst danach rausgefunden, dass die Moschee in Kampong Glam ist. Jetzt aber nach Little India:

Wenn schon Indien, dann auch gleich in einen Tempel. Der Sri Veeramakaliamman Temple ist der Göttin Kali geweiht. In so einem Tempel ist am Wochenende ein schönes Durcheinander. Früchte und Blumen werden geopftert, kleine Schalen brennen und die Menschen essen und schlürfen verschiedenste Nahrungsmittel. Im Hinterhof des Tempels in der Ecke war noch eine kleine Gottesstatue mit einem weiblichen Löwenkopf. Der Priester oder hinduistische Vertreter dieses Gottes hat mich gleich aufgefordert Fotos zu machen. Nachdem ich dankend abgelehnt habe, hat er mir dann wenigstens rotes 'Holy Powder' auf die Stirn machen wollen. Als dann zwei Frauen nach 'Holy Water' verlangten, wurde ich auch gleich in die richtige Aufnahme mit eingeweiht. Erst mal meine linke Dreckshand hingestreckt, die in meinen Augen die sauberere ist, weil ich damit nicht so viel anfasse, die indischen Damen: 'No!!! The right one'. Ok, dann aus einem Messingbehältnis, mit drin schwimmenden Blüten, ne Kelle Wasser auf die Handfläche und schnell weggeschlürft - bevor ich angefangen hab darüber nachzudenken, wie lange das Wasser schon da drin ist, wo es herkommt und was damit alles gemacht wurde. Hat nach Kräuterwasser geschmeckt - blumig. Zum Abschied, hab ich noch eine Art silbernen Glockenhut kurz aufgesetzt bekommen und mich artig verabschiedet. Bis bald hat er gesagt. Bestimmt, wenn ich mal wieder in der Gegend bin.

Buntes Tempeldach

Mit Holy Powder und Wasser muss ja jetzt alles gut werden

Dann wieder zurück zu Weltlicherem: Ein Flohmarkt mit Diskobeschallung. Da hab ich mir erst mal eine neue unerwachsene Handtasche gekauft, weil die Alte kurz zuvor nen Abgang gemacht hat.

Um die abendliche Langeweile zu beenden, hab ich mich für einen kleinen Spaziergang zum Clarke Quay entschieden. Diese Party-Meile befindet sich direkt am Singapore River und ist eine Anreihung aus Bars, Clubs, Restaurants und Reverse Bungee.

Dabei kann das schaulustige Publikum nicht nur das Kreischen hören, sondern die erfreuten, ängstlichen oder erleichterten Gesichter, life auf Monitoren beobachten. Auch hier wie überall in Singapur gibts Verbotsschilder.

So, nu aber ab ins Bett. Morgen ist schließlich mein erster Arbeitstag. Bis zum nächsten Mal.

22. April 2008

Wiedersehen

Zimmer ausgeräumt, aber leider noch nicht aufgeräumt, dafür den Koffer gepackt, ne Box dazu, sozusagen fast fertig. Wenn das fast nicht wäre, wäre mir auch um einiges wohler so etwa 36 Stunden vor Abflug. Diesmal genau in die andere Richtung, also 6 Stunden nach vorne und ganz nah zum Äquator, das Ziel: Singapur.

Endlich der allseits beliebten Generation Praktikum entkommen. Viel weiß ich noch nicht über das was mich dort erwartet, außer dass ich wohl wieder in einer 5er-WG wohnen werde. Erst vor Ort wird sich dann rausstellen, ob sich meine Literaturrecherchen auf eine angemessene Etikette im Umgang mit dem gemeinen Asiaten ausgewirkt hat.

Alles über durchquerte Fettnäpfchen dann hier - Live und in Farbe!

Spät, Später, Nachtrag

So nun also, da simmer wieder... Nach ganzen vier Monaten gibts nun noch den allerletzen USA - Austin, Texas - Ein- und Nachtrag. Schließlich muss ja bekanntlich vor einem Neubeginn mit den schönen und auch den blöden alten Abenteuern abgeschlossen werden.

Es waren durchaus schöne, manchmal aber auch sehr verwirrende sechs Monate. Der Kulturschock war mal hier mal da größer als erwartet, ebenso die Gewichtszunahme - das aber nur am Rande angemerkt.

Sehr andersweltig war beispielsweise mit den 'Hobos' an Sylvester unter der Brücke ein bisl zu feiern und zu uralten Platten abzurocken. Der DJ hat an nur einem Plattenspieler pausenvolle Übergänge gezaubert. Aber die Stimmung war super, alle ganz schön bunt und Liebe von und zwischen allen gabs gratis obendrauf. Natürlich angezogen, wie es sich für den wohlerzogenen Amerikaner gehört.

Umso näher die Abreise, umso höher die Ausflugsdichte:

Erst Unteridisch


dann sportlich

(Die Niederlage der San Antonio Spurs mit nur 1 (!) Punkt - weil Ginobili seinen letzten Wurf total vermurkst hat - wurde von der sonst so ausgelassenen Fangemeinde, überraschend gut hingenommen, nicht so wie bei den Footballern)


abschließend noch musikalisch in Houston - FOO FIGHTERS!!!

Dazwischen noch jede Menge Shopping - kein Wunder, dass das Bloggen da ein bisl zu kurz gekommen ist. Das war jetzt also die Kurzfassung, in Echt ist natürlich viel mehr passiert, aber das ist jetzt auch schon soooo lange her, dass ich mich gar nicht mehr so gut dran erinnern kann. Is klar, ne?

Statt Fazit meine Top 5 der besser-da und besser-hier Fakts:

Besser-da:

  1. Immerzu Sonnenwetter
  2. Football-Season-Fieber
  3. Bean-Burritos
  4. Nett sein
  5. 24-Stunden-Supermärkte

Besser-hier:

  1. Motorradfahrer mit Helm
  2. Wäsche im Garten aufhängen
  3. Öffentliche Verkehrsmittel
  4. Meine Hosen passen wieder
  5. Keine persönliche Bekanntschaft mit dem Sheriff bei überhöhter Geschwindigkeitsfeststellung

Soviel dazu - bye, bye und bis bald von woanders her!