27. August 2008

Tempel-Tage


Drei Tage Kambodscha. Drei Tage Tempel. Drei Tage erst die Sonnencreme, dann das Mückenspray. Und auch drei Tage: "Just one dollar Miss!"

Morgens um sieben Uhr in Siem Reap, Kambodscha, gelandet. Viel zu früh für mich, wo ich doch nie vor 10 Uhr angesprochen werden will. Meinen Fahrer des Tages gefunden, im Hotel Tasche abgeladen, Guide eingesammelt und zum ersten Abenteuerspielplatz gefahren: Beng Malea. Unterwegs erste Eindrücke einer ganz anderen Welt: Häuser auf Stelzen, dahinter Reisfelder, darunter Vieh, Esstische oder Freiluftküchen. Auf der Straße Roller, wohin man schaut. Hört sich eigentlich ganz normal an, aber manchmal sitzen auf dem Roller auch drei Erwachsene oder zwei Erwachsene und in der Mitte ein kleines Kind, oder wie wärs mit einem etwa 9 jährigen Mädchen am Steuer, dann der kleine Bruder und hinten die Mutti drauf? Zum Rollerfahren braucht man schon mal keinen Führerschein und Fahrer für die Touris wird man, wenn man nicht schlau genug ist um Guide zu werden - das hat natürlich mein Guide gesagt.

Erst mal tanken:

Nach ungefähr einer halben Ewigkeit und die ganze Zeit versuchen nicht einzuschlafen, am ersten Tempel angekommen. Beng Malea - ein Tempel im und mit dem Dschungel verwachsen.

Ganz viel Platz zum Rumkrakseln, aber immer schön aufpassen, dass man nicht abstürzt. Dazwischen erzählt mir mein Guide von der Wechselgeschichte der Religionen in Kambodscha, Götteranekdoten mit Schildkröten, Bösen und guten Kreaturen und auch davon, dass bis vor zwei Jahren um Beng Maela noch alles vermint war.

Minen also...hm, das nächste mal sollte ich mich vielleicht erst darüber informieren wo ich überhaupt hinfliege. Aber das hat's im Grunde nur spannender gemacht, so gar nix zu wissen davor, und mein Guide hat mir historisch, wie auch privat, bereitwillig Rede und Antwort gestanden.

Nach dem Passieren der Regenbogenbrücke, die den Toten beim Weg auf den allerheilgsten Berg der Hindus helfen soll, erst mal ne Mittagspause in ner echt schäbigen Wellblechhütte. Auf dem Tisch standen etwa 5 Metalltöpfe und der Fleischliebhaber hat dann erst mal ne Kelle von allem auf den Teller bekommen. Der Vegetarier wollte nur Reis, sonst nix. Das kam mir zumindest safe vor. Nach fünf Minuten Diskussion hab ich mich geschlagen gegeben und mir was kochen lassen. Die Küche lag im Garten zwischen Restaurant, Schweinegehege und Klo. Wasser wird aus dem Boden mit nem benzinbetriebenen Generator in einen echt nicht vertrauenswürdig aussehenden, riesigen Blumenbottich gepumpt. Aber gut, wers lokal will, muss da jetzt durch. War lecker, habs überlebt, nur nicht wie die anderen beim Essen ständig Klopapier (gabs statt Servietten) benutzt und auf den Boden geworfen. Das sah nach dem Lunch vielleicht aus unterm Tisch.

Weiter geht die Fahrt. Diesmal zu einem heiligen Wasserberg. Auf der Fahrt hat er mir erzählt, dass es der Platz der 1000 Lingas ist und auch irgendwas von in Stein gemeisselten männlichen und weiblichen Geschlechtsorganen. Aha, da konnte ich mir total viel drunter vorstellen. Nach mal wieder 90 Minuten Fahrt über Stock und Stein und einem Stück "Autobahn" nach Thailand, sind wir dann am Fusse eines Dschungelberges angekommen. 45 Minuten Fußmarsch über Felsbrocken und Wurzeln später, endlich die Lingas:

Ihr könnt doch sicher eindeutig die Phallussymbolik ausmachen oder? Die Mädels waren dann wie Blumen dargestellt. Wusste doch immer, dass die Geschichte von den Bienchen und Blümchen stimmt. Neben den Bienen und Blumen gibts auch Götter in den Stein geschnitzt:


Das Wasser entstammt einem Quellfluss und durch das Überqueren und Passieren der Gottheiten und Lingas wird es heilig. Der Abstieg zum heiligen Wasserfall war dann ungefähr so:


Aber das ist so schön, was sich in so einem Dschungel alles verstecken kann. 'Tschüss bis zum nächsten mal', hat mein Guide zum Abschied gesagt. Dann sind wir noch auf ne Cola mit Aussicht auf den Dschungelberg.



Gut ausgeschlafen, wird am zweiten Tag erst mal das Hotel gewechselt. Olli und Sabrina habens nach ihrer halbtägiger Anreise dann auch her geschafft. Um die Nacht am Flughafen, hab ich die beiden nicht beneidet. Hilft aber nix, geschlafen wird später.



In den kommenden zwei Tagen gab es Hindutempel, die gleichzeitig auch buddhistische Tempel sind, aller Art zu sehen. Das Alter lag zwischen ein paar hundert bis zu 2000 Jahren. Alle aus Stein und alle gebaut von Königen, deren Namen so kompliziert sind, man am Ende des Namens schon nicht mehr weiß wie er angefangen hat.


Um Siem Reap gibt es so viele Tempel, dass ich schon in Kambodscha nicht mehr wußte, wo wir überall waren. Ich weiß nur, wir waren in Ang Kor Wat, in nem Tempel aus rosa Steinen, einer der mit riesen Bäumen bewachsen ist, einer mit ganz vielen Gesichtern, einer mit ner Leichenverbrennungsabteilung und noch ein paar mit Bibliotheken. Eins haben aber alle gemeinsam. Die Buddhastatuen sind so gut wie überall geklaut.



In Siem Reap wurde auch Hollywoodgeschichte geschrieben. Und zwar genau hier:


Bevro ich nach Kambodscha los bin, hat meine Vermieterin gesagt: Nur kucken, nix anfassen oder mit nach Hause bringen. Weil Angelina Jolie hats ja schließlich vor gemacht und vom Filmdreh eins von den traurig kuckenden Kindern mitgebracht.


So ziemlich überall wo es Touristen gibt, wird man beim Ein- und Aussteigen in das Fahrzeug von einer Horde gut trainierter Kinder mit Holzflöten, Postkarten oder Armbändern umringt. Natürlich alles 'nur' ein Dollar. Wie traurig so ein Menschenkind kucken kann und dann nicht aufhört einen mit dem erbärmlichsten Blick der Welt neben dem Fenster stehend anzuschauen: Please Miss, just one Dollar! Natürlich hätte ich am liebsten gleich zehn davon mit Heim genommen.


Nach dem Tempeln, ist vor dem Shopping. Zum Beispiel gabs ein bisle Chicken im Angebot:

Leckere Geschichte, da haben wir natürlich gleich drei halbe Henderl für ein kleines Mitternachts-BBQ mitgenommen, weil - der Schweinekopf vom Nachbarstand hätte uns drei niemals satt gemacht!

Damit der sich schon anmeldende Tempelkoller auf die Ende der Reise verschiebt, ein kleiner Bootstrip ins Floating Village.



Das 'schwimmende Dorf' ist mal näher mal weiter weg von Siem Reap, je nach Wasserspiegel. Der Tonle Sap ist Südostasiens größter See und sein Wasser kann für ganz schön viel verschiedene Sachen benutzt werden: Baden, Zähne putzen, Leitungswasser, Abspülen, Tierherde baden, Reisfeldbewässerung und auch als Abwasserkanal. Also wenn der Nachbar über den Balken donnert, sollte man vielleicht mit dem Nudelwasser holen noch 5 Minuten warten.

Natürlich müssen die Kinder auch was lernen. Deswegen ne Schule:


Und einkaufen muss man ja auch mal:

Ansonsten gibts auch noch einen Basketballplatz, eine Krokodil- und Fischfarm und einen Tourishop.

Der letzte Tempelabschnitt. Erst mal was ruhiges zum Einstieg vor dem Aufstieg.

Hoch gehts zum Glück einfach, und oben ist es ja auch immer schön gewesen. Nur das Runterklettern war ohne erhöhten Adrenelinspiegel nicht drin.


Vor der letzten Tempelkulisse noch ein Abschiedsgruppenfoto.

Tschüss und bis bald mal wieder!